„Boah, bist du öko!“

Das habe ich vor einigen Jahren ziemlich oft gehört. Manchmal habe ich mich nicht mal getraut, überhaupt zu erzählen, dass ich kein flüssiges Shampoo mehr benutze, dass unsere Küchenrolle wiederverwendbar ist und wir keine Alufolie kaufen. Ja, ich überlege zweimal, ob ich etwas kaufe, das komplett in Plastik eingepackt ist und ja, ich bemühe mich, so gut wie möglich, weniger Müll zu produzieren und auf ökologisch abbaubare bzw. hergestellte Sachen zurückzugreifen.

Woher die Gedanken dazu kommen

Seit meinem Studium der „Nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit“ beschäftige ich mich mit dem Thema. Und zwischendrin deprimierte es mich total. Sobald man anfängt, sich vor Augen zu führen, wie giftig z.B. Spielzeug sein kann oder dass bei der Produktion von Konsumgütern keineswegs auf technische oder ökologische Kreisläufe geachtet wird, wird man etwas „depressiv“. Es fühlte sich an, als würde man die Welt niemals für die nächsten Generationen erhalten können. Ich fühlte mich einfach wie ein kleiner Spielball auf einem riesigen Spielfeld, wo ich nichts bewirken kann.

Meine erste spontane Reaktion darauf war: Ich habe mir ein Handtuch gekauft, das auch biologisch abbaubar ist und hatte damit das Gefühl der Umwelt etwas gutes zu tun. Gleichzeitig war es bei mir wie ein Erwachen und ein erster Beginn, mehr darauf zu achten, was ich kaufe, was ich konsumiere und was ich besser machen kann. Und darauf zu überprüfen, was wirklich nachhaltig ist.

Kleine Veränderungen haben eine große Wirkung

Niemals wollte ich missionieren. Ihr wisst schon: hoch mit dem Zeigefinger und sagen: „Tu dies nicht oder kauf das nicht!“ Nein, ich hatte für mich Stück für Stück angefangen, mich an das Thema ran zu tasten, mich einzulesen und nach ökologisch besseren Alternativen zu suchen. Tatsächlich finde ich es oft schlimm, wie wenig man über die Produktion von Konsumgütern weiß, aber es deprimiert mich nicht mehr so. Weil ich das Gefühl habe, Stück für Stück in meinem kleinen Wirkungskreis etwas ändern zu können. Ich fühle mich besser und witzigerweise schwappt das automatisch auf mein Umfeld über. Und ohne zu missionieren, höre ich jetzt tatsächlich auch: „Ich bin manchmal im Supermarkt und überlege: Was würde jetzt Vio dazu sagen, wenn ich etwas kaufe, das komplett in Plastik eingepackt ist. Ich wähle lieber die Alternative ohne Plastik.“ Und eins könnt ihr mir glauben: Ich habe selbst nie damit gerechnet, dass durch die Änderung meines Verhaltens auch Denkanstöße an mein Umfeld weitergegeben werden.

Unsere Tipps für den Alltags

Mittlerweile gibt es so viele tolle Produkte auf dem Markt, die eine gute ökologische Alternative bieten. Und allen, die mit Nachhaltigkeit starten wollen, kann ich nur raten:

  • Egal, wo ihr herkommt, was ihr gelernt oder studiert habt und wie ihr lebt: ein wenig Nachhaltigkeit kann jeder!
  • Setzt euch nicht unter Druck, wenn ihr damit beginnen wollt. Stück für Stück an das Thema rantasten, Neues wagen, Alternativen ausprobieren und auch schauen, womit ihr zurecht kommt. Wenn ihr ein Produkt nicht mögt und es einfach in der Ecke vergammelt, bringt es auch nichts
  • Selbst kleine Änderungen können bewirken, dass ihr euch gut fühlt. Wenn wir alle zusammen kleine Änderungen machen, können wir Großes bewirken.
  • Denkt darüber nach, was ihr wirklich braucht und ob ihr das jetzt echt kaufen müsst. Vielleicht könnt ihr was cooles recyclen, ein DIY draus machen oder auch second hand kaufen?
  • Schaut doch mal, was es in eurer Stadt oder in eurer Nähe so alles cooles an Unverpackt Supermärkten gibt oder auch Läden, wo viel in Handarbeit gemacht wird. Ich weiß das mittlerweile sehr zu schätzen
  • Leider ist gute Qualität teuer. Wir kaufen deswegen einfach weniger oft z.B. neue Kleidung ein, haben aber dafür länger Freude daran. Und wenn es nicht mehr gefällt oder passt: Dafür gibt es ja auch Plattformen, auf denen die Kleidung second hand weiter verkauft werden kann.

Und wisst ihr was? Ich bin stolz darauf, ein Öko zu sein!